
Pressemitteilung
vom 28.3.2006
„Felix lebt"
Warum für die Kreuz-Ausstellung im
Augustinerkloster kein Hund sterben musste
„Ich fand die Ausstellung toll !! Das Kreuz mit den Hundehaaren war total
gemein. Dafür muß man doch keine Tiere töten !!!". Das ist der Kommentar
von Cindy P. im Besucherbuch zur Ausstellung „Faszination Kreuz", die
gerade in der Augustinerkirche in Erfurt zu sehen ist. Und weiter schreibt die
12-jährige Cindy: „Man hätte auch ein Kunstfell nehmen können! Oder tötet
jemand uns Menschen für ein paar Haare?"
„Ja, klar hätte ich auch ein Kunstfell nehmen können," sagt die
Malerin Andrea Terstappen verblüfft, „meinem Hund Felix ist es aber sicher
viel lieber, dass ich ihn weiter bürste. Und es ist ihm vermutlich völlig
schnurz, dass ich seine Haare zum malen nehme." Die Künstlerin ist
erstaunt, dass jemand ernsthaft glaubt, sie hätte ihren Hund ermordet, nur um
sein Fell auf eine Spanplatte zu kleben.
„Ich hatte eigentlich zuerst eher Skrupel ein Kreuz aus Hundehaaren zu
machen, weil es womöglich religiöse Gefühle verletzen könnte", so
Terstappen. Das habe aber bisher niemand kritisiert. Die angebliche
Tierquälerei will die malende Hundehalterin aber nicht auf sich sitzen lassen.
Felix, ihr 9 Jahre alter blonder Labrador, ist quicklebendig und die Künstlerin
hofft, dass ihr Kunst-Hund noch recht lange lebt. „Natürlich nicht bloß weil
Felix mein Haarspender ist", schmunzelt Andrea Terstappen, „aber seine
ausgebürsteten blonden Haare sind ein wunderbar bizarrer
Maluntergrund".
Außerdem: in den Hundehaarbildern „Felix 1" und „Felix 2", die
zur Zeit im Amtsgericht Weimar hängen, und in „Kreuz 70" wird der
Labrador noch ein bisschen weiter leben – auch wenn Felix sich irgendwann
wirklich in die ewigen Jagdgründe verabschieden muß. „Irgendwie
tröstlich", findet die Malerin.






Nachtrag
Felix ist tot.
Der frühere Bundespräsident Johannes Rau hat einmal über seinen Hund gesagt:
"Als Hund eine Katastrophe, als Mensch unersetzlich."
Felix war als Hund definitiv keine Katastrophe. Aber er ist ganz sicher
unersetzlich.
Am 9. Dezember 2008 abends mußten wir ihn schweren Herzens einschläfern
lassen. Er hatte am Tag zuvor einen Schlaganfall und konnte gar nicht mehr
aufstehen. Seine Lieblingstierärztin hat es ihm erspart in einer sterilen
Arztpraxis zu sterben. Sie ist zu uns nachhause gekommen und er ist
in unseren Armen friedlich und ohne Angst eingeschlafen. Wir haben uns lange von
ihm verabschiedet. Weil der Gartenboden steinhart gefroren
war, wurde Felix im Kleintierkrematorium
eingeäschert.
Wer ihn auch nur ein bißchen gekannt hat, weiß, so einen wie Felix gibt es
nicht nochmal:
Ein Retriever, der keine Bällchen und Stöcke
zurück holt, weil das wohl immer schon unter seiner Würde war.
Ein
Wasserliebhaber, der sich aber im See immer verschluckte und prustend und
hustend aus dem Wasser kam.
Ein Hund, der immer so gern auf Stühle,
Sessel und Liegen kletterte.
Eine Schmusebacke, die jedem Einbrecher
sicher noch gern das ganze Haus gezeigt hätte.
Ein Streichel-Junkie und Entspannungskünstler,
der halbe Ewigkeiten selig auf dem Rücken liegend meditierte.
Ein musikalischer Vierbeiner,
den man leicht zum "Singen" animieren konnte und der sich bei
Bach-Musik immer nah an den Lautsprecher legte. Bei Beethoven suchte Felix das
Weite.
Ein Charmeur bei allen Hundedamen.
Und dann hat er auf seine alten Tage
auch noch die zickige Sarah mit viel Toleranz und Gleichmut ertragen. Sogar ihr
scheint er jetzt zu fehlen.
Wir vermissen unseren lieben, klugen Dickschädel
und sind sehr traurig.
Wir hoffen, daß er jetzt in den ewigen Jagdgründen
ohne Arthroseschmerzen und Herzschwäche seine alten Leidenschaften wieder
ausleben kann: endlos nach Mäusen graben und Hundedamen den Hof machen. Und
natürlich viele
Schweineohren fressen.
Machs gut Felix !
Andrea und Klaus






