


Journalismus und Malen, das ergänzt sich
gut als Profession.
Das Wunderbare beim Malen: ich schaffe
eine neue Wirklichkeit.
Im Journalismus hechle ich statt
dessen der Realität hinterher, um sie zu komprimieren oder zu kommentieren. In aller
Kürze. Holzschnittartig. Mal mehr, mal weniger. In gewisser Weise auch
eine Kunst.
Aber Malen macht entschieden mehr Freude.


"Eckenläufer"
(50 x 100 cm) links bei Tag, rechts bei Dunkelheit (Foto: Klaus
Elsebach)
Malen ist auch nicht flüchtig wie
Hörfunk. Und ich habe Zeit. Kein Termindruck. Kein medialer
Aktualitätswahn. Stunden, Tage, Wochen kann es dauern, bis ein Bild
fertig ist. Kein vorgegebenes Format. „Die Geschichte" muss beim
Malen nicht in 1:30 erzählt werden. Sie kann, und muß sogar, der
Intuition folgen.
Dafür hat Journalismus immer mit
Menschen zu tun. Oft sind die Begegnungen spannend, die Interviews
interessant. Lebenslanges Lernen gehört immer zum Journalismus – ein
Privileg.
Aber Malen ist meine Leidenschaft.
Viele Bilder entstehen spontan. Im Rausch
der Farben. Ganz wörtlich.
Manche Mal-Ideen gehen auch über Wochen
oder Monate im Kopf spazieren, bevor sie zum Bild werden. Oder nicht.
Spannend beim Malen: neue Techniken
erfinden. Mit Material und Handwerkszeug experimentieren. Mit
selbstgemachten Farben, mit Gips, Fäden, Haaren, Sand, Stoff, Holz,
Fundstücken. Nicht immer ganz genau wissen, was dabei herauskommt, sich
überraschen lassen vom Ungeplanten.
Zu den besten zählen für mich manche
Bilder, die als „Unglück" auf die Welt kommen. Etwas geht schief
oder kaputt, wird jedenfalls ganz anders als gedacht – und es entsteht
aus dem Scheitern etwas wunderbar Neues, Faszinierendes, Ungeahntes.
Für mich das eigentlich Schöpferische
in der Kunst: DAS schaffen, von dem man selbst nichts wusste. Das sich
nirgends anlehnt. Dann macht Malen glücklich.
Kann sein, jemand anders macht das „Erfundene"
auch schon so oder ähnlich. Für mich ist es trotzdem gerade neu
entdeckt.