Manche Kreuze leuchten im Dunkeln, andere sind aus Steinen, Draht,
Rosendornen oder Hundehaaren. Eine Ausstellung mit über 50 Kreuzbildern von
Andrea Terstappen wird am Donnerstag, 11. Januar 2007 um 20.30 Uhr in der evangelischen
Stadtkirche Waltershausen eröffnet.
Kreuze faszinieren die Erfurter Malerin und Journalistin seit ein paar
Jahren. Obwohl sie selbst kein Kirchenmitglied ist. „Ich bin mit 18 aus der
katholischen Kirche ausgetreten und ich würde mich nicht als gläubig
bezeichnen", so Terstappen, „aber vielleicht kreise ich beim Kreuze-Malen
doch um den Glauben, der mir in meiner katholischen Kindheit irgendwann verloren
gegangen ist".
Fasziniert ist die Malerin vom doppelten Symbol: das Kreuz steht für
Schrecken, für Leid und Tod. Und andererseits für Erlösung, Auferstehung und
Optimismus. Diese Spannbreite spiegelt sich auch in den gemalten Kreuzen. Die
lebendigen, farbenfrohen Exemplare sind allerdings deutlich in der Überzahl.
Neben den ungewöhnlichen Materialien benutzt die Künstlerin besonders gern
leuchtende Glasmalfarben aber auch ganz klassisch Öl und Acryl.
„Wir wollen die offene Stadtkirche in Waltershausen zukünftig mehr für
Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst nutzen", sagt Superintendent
Andreas Berger, „so dass in unserer barocken Kirche „Zur Gotteshilfe"
auch Menschen moderner Kunst begegnen können, die sonst eher selten in
Ausstellungen gehen". Die Kreuzausstellung passt in die Stadtkirche
Waltershausen besonders gut, meint Berger, „denn die Kirche ist im Inneren
oval, hat aber die Kreuzform als Grundriss".
In der Waltershäuser Stadtkirche sind übrigens eine Reihe neuer Kreuze der
Malerin Andrea Terstappen zu sehen, die bisher noch nicht ausgestellt waren. Zum
Beispiel Arbeiten auf Papier und neue transparente Kreuze auf Plexiglas.
Außerdem zwei Exemplare, die aufmerksam machen auf die Kampagne „Wasser ist
Menschenrecht" der evangelischen Hilfsorganisation „Brot für die
Welt". Finden sich Käufer für diese beiden Kreuze, geht der Erlös
komplett an „Brot für die Welt".
Das Lieblingskreuz der Künstlerin ist übrigens „Kreuz 34", ein
leuchtendes rot-gelbes Flammenkreuz. Aber auch die Kreuze mit den
Nachtleuchtfarben gehören zu den Favoriten von Andrea Terstappen. „Es ist
eine schöne Symbolik, wenn das Kreuz wie ein Wegweiser im Dunkeln
leuchtet", findet die Erfurter Malerin.
Die Ausstellung „Faszination Kreuz" ist bis 26. Mai 2007 in der evangelischen Stadtkirche Waltershausen zu sehen. Geöffnet ist die
geheizte Kirche täglich von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr.
Info: www.art-terstappen.de
Ein Besuch in der evangelischen Stadtkirche Waltershausen lohnt sich
übrigens gleich mehrfach: Sie ist mit ihren drei elliptischen Emporen der
früheste barocke Zentralbau in Thüringen und gilt vom Grundriss und von der
Bauausführung her als Vorläuferin der Dresdener Frauenkirche. Außerdem
beherbergt die Kirche „Zur Gotteshilfe" eine Orgel, die Bachfans aus
aller Welt anzieht: die Trost-Orgel mit drei Manualen, 53 Registern und 2806
Pfeifen gilt als die größte und bedeutendste Orgel der Bachzeit in Thüringen
und ist überwiegend im Original erhalten.

Flammenkreuze 55 + 57 + 34 (von links)

Kreuz 46 + 47 + 48

Kreuz 93 + 83 (nachtleuchtrot) + 81 (nachtleuchtgrün) (von
links)

Kreuz 100 (rote Flusen) + 101

Kreuz 51 "Wasser ist Menschenrecht" - Erlös geht an
"Brot für die Welt"

Kreuz 96 + 94 + 95 (von links)

Kreuz 23 + 45 + 60 "Trinität" (von links)

Kreuz 98 + 72 + 10 (von links)

Kreuz 28 + 26 + 82 "Und alle Herrlichkeit des Menschen
wie des Grases Blumen" (von links)

Kreuz 46 + 47 + 48

Kreuz 7 + 44 + 43 + 58 (von links)

Kreuz 64 (Plexiglas)

Kreuz 49 "Ich bin die Auferstehung und das Leben" +
78 ("Kreuzrätsel"/nachtleuchtfarben) + 62 (nachtleuchtgrün) (von
links)